Samstag, 8. Oktober 2011

Campus Outing zum Fujisan

Ein kleines Quiz zu Anfang - Was haben der größte Berg Japans und Soba (braun-graue, gekochte Nudeln aus Buchweizen)gemeinsam?

Eigentlich nicht das Geringste, allerdings spielten beide ein zentrales Thema beim diesjährigen Campus Outing der Dokkyo. Die Uni macht nämlich einmal im Jahr einen Ausflug mit ihren Studenten. Dieses Jahr ging die Reise zum Fujisan und dabei handelt es sich jetzt nicht um einen Schreibfehler, denn so heißt der Berg wirklich. Aufgrund der falschen Lesung eines Schriftzeichens hat sich bei uns der Name Fujiyama eingebürgert, was aber so nicht richtig ist. Mit 3776 Metern überragt dieser majestätische Vulkan unsere Zugspitze um rund 800 Meter. Seine beinahe synchron verlaufenden Berghänge sind für die Japaner ein Zeichen der Vollkommenheit und so wird der Fuji geradezu verehrt und ist ein häufig wiederkehrendes Symbol in der japanischen Kunst. Diese flach abfallenden Hänge sind auch der Grund dafür, dass der Fuji, im Gegensatz zu anderen 3000ern, relativ einfach zu erklimmen ist. Allerdings geht das nur in zwei Monaten im Jahr und diese Zeit ist schon vorüber. Deshalb sind wir auf einem Pfad am Berg entlang gewandert. Dazu fuhren wir bis zur letztmöglichen Bergstation und liefen von dort aus los. Eine ganz neue Erfahrung ist es, über Lavagestein zu laufen, denn dieses ist zwar nicht so hart wie Felsgestein, aber dafür relativ lose und brüchig. Somit wurden manche Passagen zu einer lustigen Rutschpartie. Das Wetter war zum Glück gut, aber trotzdem herrschten kühle Temperaturen rund um den Berg, was aber die Laune nicht trübte.

Am Fuße des Fujisan liegt ein sagenumwobenes Waldgebiet, welches den Namen Aokigahara trägt. Leider konnten wir dieses nicht besuchen, was schade war, da ich diesen Wald gerne einmal gesehen hätte. Dieser soll nämlich jedem Kompass den Dienst versagen und Mythen und Legenden ranken sich um dieses Areal. Die Äste der Bäume sollen so dicht und die Umgebung so eintönig sein, dass man schon nach wenigen Metern im Wald die Orientierung verliert. Zu trauriger Berühmtheit kam der Wald allerdings dadurch, dass sich jedes Jahr mehrere Menschen entschließen, ihrem Leben dort ein Ende zu setzen. Der Bestsellerautor Matsumoto Seichō ließ in seinem Roman "Nami no tō" (波の塔 Der Wellenturm) seinen Protagonisten am Fuße des Fujisan in diesem Wald Selbstmord begehen. Die Welle, die er damit auslöste, war für ihn mit Sicherheit nicht absehbar. Die Polizei und Feuerwehr durchkämmen jedes Jahr den Wald und werden dabei immer fündig. Schilder mit den Nummern von Selbsthilfe-Hotlines sollen die Menschen nochmal zum Umdenken auffordern, was aber in den wenigsten Fällen zum Erfolg führen dürfte.

Nach der zweistündigen Wanderung auf dem Hikingpfad ist Wanderung auch schon vorbei. Nun geht es weiter zum Soba essen. Allerdings müssen wir die Nudeln selbst herstellen. Hierzu werden Vierer- oder Fünferteams gebildet und unter professioneller Anleitung geht die Küchenschlacht los. Eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten und so schmeckt das Ergebnis natürlich nochmal so gut. Die Nudeln kann man entweder heiß in einer Suppe bekommen, oder kalt mit einer Art Sojasoße zum eintunken. Beides sieht hervorragend aus.
Abends kommen wir müde und total erschöpft wieder an der Dokkyo an, sind aber dafür überglücklich, denn der Ausflug gab einem die Möglichkeit sich mit vielen japanischen Studenten zu unterhalten, was so an der Uni nicht möglich gewesen wäre. Die gelöste Atmosphäre und die gemeinsamen Erlebnisse verbinden dann doch nochmal auf eine ganz andere Weiße. An nur einem Tag lerne ich so viele neue und wahnsinnig nette Leute kennen, dass ich nicht dazu in der Lage bin, mir gleich alle Namen zu merken. Mit einem guten Gefühl und einem Lächeln im Gesicht endet dieser ganz besondere und rundum gelungene Tag, an den ich mich mit Sicherheit noch lange erinnern werde.

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